13 Jahre nach dem Erdbeben in Haiti

Als am 12. Januar 2010 die Erde in Haiti bebte, stürzten historische Gebäude, Kliniken, Schulen und Hütten wie Kartenhäuser zusammen. Über 230.000 Menschen verloren damals ihr Leben, viele wurden verletzt und schätzungsweise 1,85 Millionen obdachlos.

Haiti, der ärmste Staat der westlichen Hemisphäre, erlebte einen Albtraum. Jede/r Dritte war von dieser Katastrophe betroffen. Das Beben erschütterte die Hauptstadtregion.

Zahlreiche Hilfsorganisationen waren schnell vor Ort. Sie brachten Hilfsgüter, Nahrungsmittel sowie medizinische Teams zur Erstversorgung ins Land. So auch NPH.

Unser Geschäftsführer, Wolfgang Martinek, erinnert sich an das Erdbeben:

„Mein Arbeitsstart als Geschäftsführer für NPH Österreich fiel genau mit dem Erdbeben in Haiti zusammen – mein Team war im Ausnahmezustand. Wir schickten in Windeseile zigtausende Briefe und E-Mails aus, telefonierten mit Kooperationspartnern, gaben Interviews, organisierten Spendenveranstaltungen. Die Hilfsbereitschaft der Österreicher*innen war riesengroß. Wir wollten und wir konnten schnell helfen.“

Denn auch bei NPH Haiti herrschte der Ausnahmezustand: Unser Kinderkrankenhaus St. Damien hatte die Katastrophe gut überstanden, nur die Umfassungsmauern waren eingestürzt. So konnten wir sofort die Verletzten behandeln. Schon nach wenigen Stunden war das Spital überfüllt, viele Patienten mussten wir auf Liegen und Bahren im Garten versorgen. Stöhnen und Wimmern lag in der Luft, die Ärztinnen und Ärzte operierten, amputierten und nähten 24 Stunden täglich. 10.000 Patienten in nur drei Wochen, unvorstellbar für ein kleines Spital mit kaum 200 Betten. Am Ende des Jahres 2010 hatten wir schon 50.000 Menschen verarztet.

Im Sommer 2010 flog ich selber nach Haiti, die Bilder werde ich nie vergessen. Schon beim Landeanflug sah ich die vielen tausend Zelte auf den Hügeln rund um Port-au-Prince, Notunterkünfte für über 1,3 Millionen Menschen.“

Noch heute kämpfen die Familien in dem von Naturkatastrophen, Krankheiten und Armut gebeutelten Inselstaat täglich ums Überleben.Manchmal frage ich mich, warum ein einzelnes kleines Land wie Haiti immer wieder von Katastrophen heimgesucht wird – und dann bin ich froh, in einem anderen kleinen Land, in Österreich zu leben, das sicher und wohlhabend ist, und in dem hilfsbereite Menschen aufstehen, um den Menschen in Haiti beizustehen.“

Wir von NPH Österreich sind seit 38 Jahren an der Seite der haitianischen Familien, versorgen Kranke und Verletzte, geben Kindern ein sicheres Zuhause und Jugendlichen eine gute Ausbildung. Und es gibt noch viel zu tun!

Bitte helfen auch Sie uns heute mit Ihrer Spende,
unterstützen Sie unsere „LifeSavers“ in Haiti.

„Ich vermisse meine Mutter noch immer“

Odril war sechs Jahre alt, als seine Mutter 2010 beim Erdbeben starb. Der Junge lebte erst bei Verwandten und musste schließlich für sich selbst sorgen. Zum Glück fand er ein Zuhause im NPH-Kinderdorf.

Odril ist im NPH-Kinderdorf augewachsen

Heute, zwölf Jahre später, fällt es Odril immer noch schwer, über die Ereignisse beim großen Erdbeben im Januar 2010 zu sprechen. Seine Mutter war eines der Tausenden Erdbebenopfer, welches das Land in Trümmer legte und Familien für immer auseinanderriss. Odril erzählt: „Es war schwer, sich davon zu erholen. Jeder war mit der Trauer um eigene Verluste beschäftigt. Ich war noch so jung, und meine Mutter fehlt mir noch immer.“

Nach dem Tod der Mutter schickte Odrils Vater ihn zu den Großeltern aufs Land. Sein Onkel aber war dagegen und holte den Jungen zu sich in die Hauptstadt Port-au-Prince. Doch das Leben wurde dort nicht einfacher. „Mein Onkel hatte bereits eine Familie und musste sich auch um seine eigenen Kinder kümmern. Und ich war so traurig damals. Ich hatte meine Mutter verloren und wurde in der Familie hin- und hergereicht. Ich wusste nicht, was als nächstes kommt. Die Stadt war ein einziges Chaos, den Menschen ging es schlecht. Die Gebäude waren kaputt, die Straßen gesperrt. Wir konnten uns kaum mit dem Nötigsten versorgen. Ich fühlte mich so allein.“

Liebe und Unterstützung im Kinderdorf

Noch im Jahr des Bebens, als mittlerweile siebenjähriger Bub, verließ Odril den Haushalt seines Onkels und lebte von da an auf der Straße.

Während er eines Tages in einer der provisorischen Zeltstädte der Hauptstadt nach etwas zu essen suchte, sprach ihn ein Mitarbeiter von NPH an. Odril erzählte ihm seine Geschichte und wurde im neuen NPH Kinderdorf in Tabarre aufgenommen. Dort begann sein neues Leben gemeinsam mit rund 30 anderen Kindern. Über fünf Jahre sammelte er Kräfte, bis er wieder gesund wurde. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kinderdorfs schenkten ihm Liebe und Unterstützung, medizinische Betreuung und Bildung – und sie schenkten ihm die Möglichkeit, wieder ein Kind zu sein.

2015 zog Odril um ins Kinderdorf St. Hélène in den Bergen von Kenscoff, 40 Kilometer südöstlich von Port-au-Prince. Hier lebte er zusammen mit 25 anderen Kindern in einem der Häuser.

Odril wurde liebevoll betreut und begleitet

Besondere Unternehmungen für Waisen

Odril erinnert sich noch an seinen Vater. Besonders schön fand er es, wenn sein Vater ihn auf dem Weg in die Kirche auf die Schultern nahm. Am Familientag bekommt Odril nie Besuch von seiner Familie. Er denkt, dass sein Vater und seine Schwester nicht mehr am Leben sind.

NPH kümmert sich besonders um die Kinder ganz ohne Herkunftsfamilie und organisiert Ausflüge zum Beispiel an den Strand oder in die Hauptstadt Port-au-Prince.

Dankbarkeit für die Chance zur Entwicklung

„Ohne NPH hätte ich nicht den Frieden und die Bildung, die ich heute habe. Ich bin jetzt in der achten Klasse. Normalerweise müsste ich in meinem Alter die Schule schon abgeschlossen haben, aber meine Zeit auf der Straße hat alles etwas verzögert. Aber das macht nichts. Ich bin dankbar dafür, wer ich bin und was ich habe. Und ich danke NPH dafür“, sagt Odril und ergänzt: „Bei NPH können alle Kinder zur Schule gehen und sogar zur Universität. Das möchte ich auch schaffen. Ich hatte einen harten Start ins Leben – aber jetzt bin ich hier!“

Wir von NPH Österreich sind seit 35 Jahren an der Seite der haitianischen Familien, versorgen Kranke und Verletzte, geben Kindern ein sicheres Zuhause und Jugendlichen eine gute Ausbildung. Und es gibt noch viel zu tun!

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